Medizin | Gesundheit | Sicherheit

Ersthelfer für das eigene Kind

Zu Gast beim Kindernotfall 1×1

Titelbild © Canva | happybabyness.com

ZU GAST BEIM „KINDERNOTFALL 1X1“ VON GLOBALHEART

Christian Prezioso (36) ist Notfallsanitäter, Lehrrettungsassistent und Vater von 2 Jungs (4, 1). Gemeinsam mit seiner Frau Jennifer (28) leitet er die Firma globalheart (*), die  auf Notfalltrainings spezialisiert ist. Hier werden sowohl Laien wie auch Profis in Erster-Hilfe geschult, so dass die Teilnehmer im entscheidenden Moment handeln können. Wir haben an ihrem “Kindernotfall 1×1” teilgenommen und gelernt welche präventiven Maßnahmen man ergreifen kann um sein Kind vor möglichen Gefahren zu schützen und was man tun kann, falls doch etwas passiert. 

Dieser Beitrag enthält unbezahlte Werbung (*)

 ACHTUNG

Dieser Artikel dient nur dazu einen ersten Einblick in einen Erste-Hilfe Kurses für Kinder zu geben. Seine Inhalte sind stark reduziert und können den Besuch eines vollwertigen Kurses nicht ersetzen. Wir bitten daher alle Eltern im Interesse ihrer Kinder einen Kurs in ihrer Nähe zu belegen.

DAS KINDERNOTFALL 1X1

Das “Kindernotfall 1×1” ist speziell auf die Bedürfnisse von Säuglingen und Kleinkindern bis 5 Jahren ausgerichtet. In welche Art von Unfällen sind Kinder dieser Altersstufe am häufigsten verwickelt?

Laut einer Statistik der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (kurz BZgA), erfolgen mehr als die Hälfte aller Unfälle von Kleinkindern unter 6 Jahren Zuhause. Daher beschäftigen wir uns im Kurs auch ausführlich mit dem Thema Kindersichere Umgebung. Dabei lernen die Eltern verschiedene Präventionsmaßnahmen kennen, mit denen sie die Gefahrenquellen im Haushalt deutlich reduzieren können.

Einige Hersteller (z.B. dm) versehen Hausmittel (wie Spülmittel oder Scheibenfrost) mit einem speziellen Bitterstoff namens “Bitrex”. Diese schmecken diese so furchtbar, dass Kinder den Verzehr sofort stoppen.

Bilder © Canva | happybabyness.com

LAGERORT

Giftige Stubstanzen dürfen auf keinen Fall in die Hände Deines Kindes gelangen und müssen an einem unzugänglichen, fest verschlossenen Ort aufbewahrt werden.

Wichtig: Es reicht nicht aus, die Chemikalien auf einem erhöhten Platz zu lagern, da sie dort noch immer über einen heran geschobenen Stuhl oder mit Hilfe eines Besenstiels herunter geangelt werden können.

AUFBEWAHRUNG

Eine gängige Praxis von Hobbybastlern ist es, Restbestände von Farben, Putzmitteln oder Restöl in kleine Gefäße wie Colaflaschen abzufüllen. Davon sollte man unbedingt absehen wenn Kinder im Haus sind.

Wichtig: Gib diese Information auch an die Großeltern weiter!

GIFTNOTRUF

Und da die wenigsten von uns Chemiker sind, rufen wir vorsichtshalber den Giftnotruf!

Richtig! Daher sollte jeder Elternteil den GIFTNOTRUF 089/19240 (hier: München; weitere Städte) als Favoriten im Telefon eingespeichert haben. Unter dieser Nummer erreicht man geschultes Personal, das genau abwiegen kann, wie gefährlich die eingenommene Substanz ist und erklärt wie man weiter vorgehen muss. 

SCHON GEWUSST…?

Spülmittel ist gefährlicher als Rohrreiniger!

  • Spülmittel ist allein durch die bunte Farbe um ein vielfaches interessanter für Kinder als Rohrreiniger.
  • Im Gegensatz zum Rohrfrei verfügt die Spülmittelflasche nicht über eine Kindersicherung.

Wie wichtig es ist diese Nummer parat zu haben zeigt die Statistik. Laut dieser werden jährlich rund 100.000 Vergiftungen bei Kindern registriert. Noch häufiger verhält es sich bei einem akuten Anfall von Ersticken, mit dem sich wohl alle Eltern früher oder später auseinander setzten müssen…

Tatsächlich ist es so, dass Sauerstoffmangel (durch Ersticken oder Ertrinken) die häufigste Todesursache von gesunden Kindern darstellt. Das liegt mitunter daran, dass man nur sehr wenig Zeit (1 Minute!) hat, um einen Menschen vor dem Ersticken zu retten, weshalb Eltern sich auf diesen Fall sehr gut vorbereiten sollten.

TIPPS GEGEN ERSTICKEN

Mit diesen Tipps kannst Du die Gefahr zu Ersticken reduzieren

  • im Sitzen essen
    Lass Dein Kind beim Essen weder herumlümmeln noch herumtoben. Bring ihm stattdessen bei, ruhig und in aufrechter Position zu essen, so reduzierst Du das Risiko, dass es sich verschluckt ungemein.
  • keine Lebensmittel im Auto
    Während der Fahrt sollte Dein Kind keine festen Nahrungsmittel bekommen, da Du zu lange brauchst um das Fahrzeug anzuhalten und zu ihm zu gelangen, falls es sich lebensgefährlich verschluckt.
  • kein offenes Wasser
    Egal ob Babypool oder Putzeimer – achte darauf, dass keine mit Wasser gefüllten Behälter herumstehen, da Kinder auch bei noch so geringem Füllstand darin ertrinken können.

Mit diesen Tipps kannst Du Dein Kind vor dem Ersticken retten

  • Abklopfen bei leichter Verlegung
    Schlage Dein Kind zunächst leicht (je kleiner desto vorsichtiger!) auf den Rücken (zwischen die Schulterblätter) und steigere langsam die Intensität, bis sich das verschluckte Stück löst:
  • WARNUNG: Maßnahmen bei schweren Fällen
    Bei einer schweren Verlegung (ineffektives Husten, kein Husten/Schreien) kommen anderen Maßnahmen wie der Fliegergriff oder Heimlichhandgriff zum Einsatz. Da diese aber ein entsprechendes Training, wie das der globalheart GmbH, voraussetzt um im Notfall richtig handeln zu können, gehen wir hier nicht weiter darauf ein.

Auf keinen Fall solltest Du…

  • …das Kind kopfüber hängen lassen und ihm auf den Rücken schlagen (Schleudertrauma!)
  • …dem Kind den Finger in den Hals stecken (verstopft den Hals erst recht!)

SCHON GEWUSST…?

Nüsse gehören zu den gefährlichsten Lebensmitteln!

  • Laut dem Deutschen Allergie- und Asthmabund (DAAB) sind Nüsse der zweithäufigste Auslöser für Allergien.
  • Im Gegensatz zu anderen Lebensmitteln lassen sich Nüsse durchs Kauen nicht zu einem Brei verarbeiten, sondern zerspringen im Mund. Die Bruchstücke können nicht nur die Atemwege blockieren und zum Ersticken führen, sondern auch direkt in die Lunge gelangen, wo sie eine gefährliche Bronchitis auslösen. Tipp: Lass Dein Kind nie alleine Nüsse essen und notiere es im Kalender falls es einen Teil verschluckt, so kannst Du ei einer später auftetenden Bronchitis die Ursache schnell finden

Wenn das Kind nicht mehr atmet gilt Alarm! Dann ist die Wiederbelebung das einzige was zählt… Nun haben wir aber von Euch erfahren, dass viel zu wenige Ersthelfer davon Gebrauch machen.

Tatsächlich ist es so, dass Sauerstoffmangel (durch Ersticken oder Ertrinken) die häufigste Todesursache von gesunden Kindern darstellt. Das liegt mitunter daran, dass man nur sehr wenig Zeit (1 Minute!) hat, um einen Menschen vor dem Ersticken zu retten, weshalb Eltern sich auf diesen Fall sehr gut vorbereiten sollten. 

Warum schneiden die Holländer soviel besser ab?

Das ist ganz einfach: sie sind im Training! Denn während die Deutschen gerade mal zum Führerschein einen Kurs belegen müssen, der nur in den seltensten Fällen eine Auffrischung erfährt, gehört die Erste Hilfe in den Niederlanden zur Schulausbildung. So belegen dort alle Schüler ab der 7. Klasse einmal jährlich ein Ersthelfer-Seminar.

Das leuchtet ein. Mal abgesehen von der fehlenden Wiederholung ist aber wahrscheinlich auch die Sorge davor etwas falsch zu machen ein großes Problem.

Bei der Wiederbelebung kann man nichts falsch machen, denn nichts tun bedeutet den sicheren Tod. Daher steht bei uns auch die Praxis vor der Theorie. Jeder Teilnehmer hat im Kurs eine eigene Säuglingspuppe, wodurch keiner anstehen und darauf warten muss, vor den Augen aller Teilnehmer seine Übungen zu absolvieren. Das macht die Trainingserfahrung für den Einzelnen allerdings auch viel anstrengender…

Das durften wir am eigenen Leib erfahren, denn bei 12 Minuten Wiederbelebung kommt man ganz schön ins Schwitzen…

Uns war schon immer wichtig, dass der Kurs sehr realitätsnah ist, weshalb diese Übungseinheit auch sehr intensiv ausfällt. Zum einen übt man unter Originalbedinungen (die durchschnittliche Zeit bis der Rettungsdienst am Unfallort eintrifft liegt in in Bayern bei 12 Minuten), zum anderen bekommt man nur so eine gewisse Routine in die Herzdruckmassage. Aber keine Sorge, im Ernstfall entwickelt ein jeder Bärenkräfte, besonders wenn es ums eigene Kind geht.

TIPPS FÜR DIE WIEDERBELEBUNG

Diese Tipps helfen Dir während einer Wiederbelebung

1. PRÜFEN

Wenn Du keine Atmung feststellen kannst, musst Du den Patienten sofort wiederbeleben.

Tipp: Wenn mehrere Personen anwesend, musst Du diese unbedingt in den Hilfeprozess integrieren. Lass Sie den Notruf wählen und Dir falls vorhanden einen Defibrillator bringen. Diese findet man gerne in öffentlichen Gebäuden, U-Bahnen, Sparkassen usw.

2. RUFEN

Wähle sofort die Notrufnummer 112. Unter dieser erreichst Du einen geschulten Disponenten, der dich am Telefon anleitet die Wiederbelebung korrekt durchzuführen. Während dieser sogenannten “Telefonreanimation” bleibt dieser solange mit Dir verbunden, bis der Rettungsdienst eintrifft.

3. DRÜCKEN

ACHTUNG: Wen Du nicht beatmen willst oder kannst, musst Du auch nicht! Ansonsten gilt: 30x Drücken und 2x Beatmen.

Beatmung oder nicht – die Herzdruckmassage muss in jedem Fall kontinuierlich und ohne Unterbrechungen erfolgen, da sonst schwere Hirnschäden die Folge sein können. Wie intensiv und wie tief Du bei einem Kinder oder einem Erwachsenen drücken musst, trainierst Du ebenfalls im Erste-Hilfe Kurs.

Tipp: Achte darauf einen Kurs mit hohem Praxisanteil zu belegen, da Dir dies Sicherheit für den Ernstfall gibt.

4. DEFIBRILLATION

NOTRUF

SCHON GEWUSST…?

Um einen Notruf abzusetzen, benötigst Du 3 Dinge: ein Handy, einen geladenen Akku und eine Sim-Karte. Zwar ist kein Prepaid-Guthaben nötig, doch wird seit 1. Juli 2009 eine aktive Sim vorausgesetzt, damit der Anrufer vom Rettungsdienst zurückgerufen oder gegebenenfalls durch die Polizei geortet werden kann.

Tipp: Überlege bereits im Vorfeld, ob ein Rettungswagen Deine Wohnung auf Anhieb finden würde (z.B. Ist die Hausnummer bei Nacht gut einsehbar? Hier kann eine LED-Beleuchtung helfen!)

Mit den Themen Vergiftung, Ersticken und Wiederbelebung haben wir natürlich die dramatischsten Situationen angesprochen, wobei ihr auch auf kleinere Unfälle und typische Kinderkrankheiten eingeht…

Neben Verletzungen und Verbrennungen, sprechen wir auch einen Fieberkrampf oder einen möglichen Pseudo-Krupp Anfall an, wobei wir viel aus unseren persönlichen Erfahrungen berichten. Als Klassiker der ersten Hilfe darf aber auch die stabile Seitenlage nicht fehlen.

So gehen Eltern mit einem Kurs wie dem “Kindernotfall 1×1” gut gerüstet nach Hause. Abschließend bleibt uns aber eine Frage: Unterschätzen wir als Eltern vielleicht die potentiellen Gefahren die im Alltag lauern, oder machen wir uns vielleicht sogar zu viele Sorgen?

Ich denke, wir sollten trotz aller möglicher Gefahren versuchen unbeschwert mit unseren Kindern im Alltag umzugehen. Denn es wäre schrecklich, wenn ich mir bei jedem Apfel ausmalen würde, dass mein Kleinster vielleicht gleich an einem Stück Apfel erstickt.

Auf der anderen Seite, ist es ganz natürlich, dass sich Eltern “Sorgen” bzw. Gedanken machen, wo die Gefahrenquellen für ihre Kinder liegen. Nicht zuletzt wollen diese die Welt entdecken und sich ausprobieren, was in der Natur der Dinge liegt. Hier gilt es einfach ein gesundes Mittelmaß zu finden.

(*) Wir bedanken uns recht herzlich bei der globalheart GmbH für die Einladung in ihren Erstehilfekurs. Das Ergebnis dieses Service-Checks wurde hierdurch nicht beeinflusst und spiegelt allein die Meinung von happybabyness.com wieder.

Die Autoren

Redaktion

happybabyness.com

Christian Prezioso

globalheart

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